Am Dienstag, dem 5. Mai, hielt die vietnamesisch-amerikanische Autorin Lê Thi Diem Thúy bei uns an der Halepaghen-Schule eine Lesung. Diese beinhaltetete sowohl ihr bereits veröffentlichtes Buch the gangster we are all looking for, sowie eines ihrer ersten Werke und einige Ausschnitte aus einem Projekt, an dem sie gerade arbeitet.
Thúy beschäftigt sich in all ihren Werken mit dem Vietnamkrieg, den ihre Eltern zwar selbst miterlebt, aber ihr und ihrer Schwester verschweigt haben. Bis zu ihrem sechsten Lebensjahr lebte die Schriftstellerin in Südvietnam, floh dann am dritten Jahrestag des Kriegsendes mit ihrer Familie, denn obwohl der Krieg gegen die Amerikaner gewonnen war, verlor Südvietnam gegen den Norden, und ihr einstiges Zuhause bot nicht mehr das Gefühl von Geborgenheit. Thûy erzählte uns, dass die Flucht nach Amerika das Ende ihrer Kindheit darstellt. In einem fremdem Land mit einer Sprache, die sie kaum bis gar nicht beherrschten, waren die Eltern verloren und die Kinder, durch Schulunterricht unterstützt, übernahmen Verantwortung. An ihnen lang es, für ihre Eltern zu übersetzen, denn wenn die englische Sprache nicht beherrscht wurde, galt dies als Grund für die Zurückweisung in die verlassene Heimat.
Eine lange Zeit wusste Thûy wenig über den Vietnamkrieg, in dem ihr eigener Vater gekämpft hatte, und über den die Amerikaner nicht sprechen wollten, da sie von einem kleinen Land wie Vietnam besiegt wurden. Als junges Mädchen in Amerika wurde nie gesagt "Ich bin Vietnamesin." Nein, man war immer nur eine Asiatin; das Risiko den Nationalstolz zu kränken, sei zu groß gewesen. Erst im College fing die Autorin an, sich mit ihrem Geburtsland und seiner Geschichte auseinander zu setzten. Sie war offen für jegliche Fragen und Kommentare, die wir an sie hatten, und stellte selbst Fragen, um die deutsche/unsere Perspektive kennen und verstehen zu lernen. Alle Schülerinnen und Schüler fanden die Lesung sehr interessant und haben interessiert zugehört, auch nach Thúy Verabschiedung sorgte ihre Lesung noch für Gesprächsstoff. Hiermit bedanken wir uns herzlich bei Thúy für ihren Besuch!